Franz Schubert
Sinfonie Nr. 7 h-Moll D759 »Die Unvollendete«
Anton Bruckner
Sinfonien Nr. 9 d-Moll WAB 109 (unvollendet) (1951)
- Gürzenich-Orchester Köln
- Marek Janowski Dirigent
Sein Dirigat ist klar und schnörkellos, neumodischen Schnickschnack
lehnt er ab. Marek Janowski sucht nicht per se nach überraschenden,
subjektiven Zugängen zu den Partituren, die er sich vornimmt, er
forscht schlicht nach ihrer musikalischen Essenz. Und selbst wer das
Werk bestens zu kennen glaubt, entdeckt in seinen Interpretationen
ungeahnte Momente, gerät in den Sog der charismatischen Persönlichkeit
am Pult. 25 Jahre nach seinem Abschied als Gürzenich-Kapellmeister
steht der Dirigent »mit den polnischen Wurzeln, dem rheinischen Humor
und der strengen Miene« (MDR Figaro) nun erstmals wieder am Pult
des Orchesters und durchleuchtet zwei »unvollendete« Sinfonien auf ihre
musikalische und klangliche Substanz.
Ob Schubert das lyrisch-poetische Gleichgewicht der zwei Sätze
seiner h-Moll-Sinfoniemöglicherweise bewusst so stehen ließ,
ist viel diskutiert worden. Denn auch wenn seinerzeit vier Sätze
sinfonische Pflicht waren – was bliebe hier noch zu sagen? Bruckner
dagegen feilte die letzten Monate seines Lebens am Finale seiner
9. Sinfonieund starb darüber. Vollendet jedoch das leise Verklingen
des Adagios sein sinfonisches Schaffen nicht eindrucksvoller als es
erneut dröhnender orchestraler Orgelklang könnte? Das Potenzial der
Spätromantik reizt Bruckner noch einmal bis zum Schmerzvoll-Empahtischen
aus. Gewidmet hat er seine Neunte in letzter Konsequenz
»Dem lieben Gott«.