FEST VERSPROCHEN
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 85 B-Dur Hob I:85 »La Reine« (1785)
Konzert für Violine und Orchester C-Dur Hob. VIIa:1 ca. 1765
Antonín Dvořák
Serenade für Streichorchester E-Dur op. 22 (1875)
- Kammerorchester des Gürzenich-Orchesters
- Natalie Chee Violine und Leitung
Endlich kann Joseph Haydn mal so richtig aus dem Vollen schöpfen: Ein Auftrag aus Paris verspricht nicht nur ordentliches Honorar, sondern auch erstklassige Musiker an den Pulten. Man hört förmlich, wie all das Haydns Kreativität beflügelt. Resultat: Sinfonien, die aufgrund ihrer stilsicheren Eleganz, ihres hintersinnigen Witzes und ihres überschäumenden Ideenreichtums jeden Louis d’or wert sind. Der Meister ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Da kann er es sich schon mal leisten, mit dem kompositorischen Schalk im Nacken ein paar sinfonische Gepflogenheiten über den Haufen zu werfen. Beispielsweise den sonst üblichen Schnellstart zu Beginn: Ein Adagio ist da doch viel überraschender und verleiht »La Reine« – der Königin – von der ersten Sekunde an wahrhaft majestätische Würde.
Ein Konzert für Violine und Orchester? Da kommen einem vielleicht erst mal die dauergefragten Großmeister der virtuosen Geigenliteratur in den Sinn: Beethoven, Brahms, Bruch, Tschaikowsky. Aber siehe da: Auch hier überzeugt Joseph Haydn auf gewohnt originelle Art und Weise, betritt die große Bühne gewissermaßen durch die Hintertür, um dann umso funkelnder aufzutrumpfen. Sein C-Dur-Violinkonzert ist ein viel zu selten gespieltes Meisterwerk, gespickt mit höchsten Anforderungen an Solistin und Ensemble, voller subtiler Überraschungen und brillanter Spielfreude.
100 Jahre später komponiert sich der aufstrebende böhmische Komponist Antonín Dvořák zurück in die Zeit Haydns: Großzügig verteilt er herrlichste Melodien auf die fünf Sätze seiner Serenade für Streichorchester. Sie ist kein abendliches Ständchen im Mondschein, sondern lässt die Sonne an einem wolkenlos heiteren Himmel strahlen. Eine musikalische Wetterprognose, ebenso sicher wie die nahende Weihnachtsfreude: Fest versprochen!