Maurice Ravel
Valses nobles et sentimentales
Anders Hillborg
Klavierkonzert Nr. 2 »The MAX Concerto« (2022–23)
Hector Berlioz
Symphonie fantastique op. 14
- Emanuel Ax Klavier
- Gürzenich-Orchester Köln
- Sakari Oramo Dirigent
Weitere Termine
1–2–3, 1–2–3, immer im Kreis herum, meistens im Uhrzeigersinn. Könner und Wiener wirbeln aber auch souverän in die andere Richtung: Der Walzer ist mehr als ein Tanz. Er verkörpert Euphorie, Eleganz, Energie pur. Und ist als schwungvolles Medium zum Anbandeln sehr geeignet. Denn man kommt sich nahe beim Drehen im Dreiertakt und kann schon mal eventuell weiterführende Kompatibilität testen: Je seltener man sich auf die Füße tritt, desto besser das Omen. Als Hommage an Franz Schubert, Frédéric Chopin und Robert Schumann komponiert Maurice Ravel 1911 einen Zyklus von »noblen und sentimentalen« Walzern für Klavier: geistreich, voller Fantasie und mit vielen Überraschungseffekten. Trotzdem wird die Uraufführung zum Desaster, es hagelt Unverständnis und Spott. Kein Grund für Ravel, aufzugeben: Im Folgejahr schreibt er eine Version der Klavierstücke für Orchester, passend zur Gattung als Ballettmusik. Dieses Mal läuft es etwas besser, vielleicht auch, weil die Musik nun die leicht verdauliche und umso stärker parfümierte Geschichte einer jungen Pariserin illustriert, die von verschiedenen Männern umtänzelt wird. Wo? Auf spiegelblankem Parkett unter funkelnden Lüstern, versteht sich.
Träumerei, Leidenschaft, Spiel und Wahnsinn: Die Magie der Liebe trägt uns durchs Leben und ist dabei, wie wir wissen, nicht immer nur reines Zuckerschlecken. Hector Berlioz kann davon ein Lied singen: Seine zunächst unerfüllte Leidenschaft für eine ziemlich kapriziöse irische Schauspielerin inspiriert ihn zu seiner Symphonie fantastique. Allerdings geht’s hier nicht um Tändelei und Verführung, sondern um das, was eventuell danach folgt, wenn’s nicht so rund läuft: Qualen, Eifersucht, Raserei, Rausch verschiedenster Art und Alpträume mit allem Drum und Dran. Ein eleganter Walzer spielt in dieser dramatischen Lovestory eine tragende Rolle: Auf einem glanzvollen Ball begegnet der Verliebte dem spröden Objekt all seiner Schmerzen. Doch Fehlanzeige in puncto Annäherung im Dreivierteltakt – die Angebetete nimmt ihren Verehrer nicht einmal wahr, scherzt mit anderen und bringt die Psycho-Katastrophe vollends ins Rollen.
Dem phänomenalen amerikanischen Pianisten Emanuel Ax widmete der Schwede Anders Hillborg sein 2. Klavierkonzert. Auch dies ein Tanz, virtuos auf den Tasten, am Abgrund des technisch noch Realisierbaren, hinein in magische Welten unerhörter Klänge. Sakari Oramo, Pultstar aus Finnland, kommt erneut zum Gürzenich-Orchester.