Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 95 c-Moll Hob. I:95 (1791)
Benjamin Britten
Nocturne für Tenor und Kammerorchester op. 60 (1958)
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 Pastorale (1807–08)
- Andrew Staples Tenor
- Gürzenich-Orchester Köln
- Ivor Bolton Dirigent
Einführung 50 Minuten vor Konzertbeginn im Konzertsaal mit Michael Struck-Schloen
Phototropismus. So der Fachbegriff für das Phänomen, dass Pflanzen sich zum Licht hinwenden. Und auch manch kompositorisches Gewächs tendiert dazu, einen Weg aus der Dunkelheit heraus zu suchen. Aber: Man kann es ja mal versuchen und in richtig düsteren Farben loslegen.
Joseph Haydn – laut Selbstauskunft Inhaber eines heiteren Gemüts – hält es nicht allzu lange im dunklen Zwielicht aus. Tja, nicht überall, wo c-Moll draufsteht, ist ausschließlich kalte Finsternis drin. Spätestens im Finale lässt Haydn doch wieder die warme Sonne durchs Fenster strahlen.
Unter dem Hashtag #Nocturne komponieren Menschen bereits seit Jahrhunderten Nachtstücke in eher dunklen Farben. Gleich acht nächtliche Texte von acht Autoren hat Benjamin Britten vertont. Aber trotz der düsteren Lichtverhältnisse lautet das letzte Wort auch hier »sunrise« – Sonnenaufgang.
Sonnendurchflutet sind auch die meisten musikalischen Landschaften, die uns Beethoven in seiner 6. Sinfonie beschert. Und doch verfinstert sich der Himmel plötzlich, weil der Komponist dunkle Gewitterwolken und düsteres Donnergrollen anrücken lässt. Kein Licht ohne Schatten – das ist die Natur der Dinge.