Special concert

Survive

June 9, 2025
8 p.m.
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Arnold Schönberg

A Survivor from Warsaw op. 46 (1947)

Dmitri Schostakowitsch

Symphony No. 5 in D minor op. 47 (1937)

Introduction 50 minutes before the concert

Nur wenige Minuten dauert es, ein Wimpernschlag in der Geschichte der Musik. Und doch ist Arnold Schönbergs Melodram Ein Überlebender aus Warschau ein zentrales Hauptwerk der Musik des 20. Jahrhunderts. Komponist Luigi Nono bezeichnete es gar als »das ästhetische musikalische Manifest unserer Epoche«. Sprecher, Männerchor und Orchester beschwören eine grausame Szene aus dem Warschauer Ghetto herauf: die Selektion und Ausmusterung zum Tode verurteilter Gefangener. Schönberg, der 1933 kurz vor seiner Emigration in die USA wieder zum Judentum konvertiert war, formuliert zwei Jahre nach Kriegsende seine literarische und musikalische Auseinandersetzung mit dem Holocaust als eine Warnung an alle Menschen jüdischen Glaubens: »never to forget what has been done to us – niemals vergessen, was uns angetan wurde.« Im Schlusschor erklingt das jüdische Glaubensbekenntnis Shema Jisrael, das von den Inhaftierten noch im Angesicht des Todes angestimmt wird. Der designierte neue Gürzenich-Kapellmeister Andrés Orozco-Estrada und das Gürzenich-Orchester begrüßen den renommierten französischen Schauspieler und Sänger Dominique Horwitz, der den Part des Sprechers übernimmt.

 

Ebenfalls in Zeiten menschenfeindlichen Terrors bringt Dmitri Schostakowitsch seine 5. Sinfonie zu Papier. Das Verhältnis zwischen dem russischen Komponisten und dem Sowjetregime wechselt immer wieder zwischen Nähe und Abgrenzung. Seine 4. Sinfonie musste Schostakowitsch zurückziehen, ließ sie in der Schublade verschwinden bis nach Stalins Tod. Die darauffolgende 5. Sinfonie präsentiert sich auf den ersten Blick wie ein auskomponiertes Versöhnungsangebot zwischen Künstler und russischer Kulturpolitik, die nachdrücklich sowjetischen Klassizismus erwartete. Aber spätestens das mit seinem übertriebenen Jubel aus dem kompositorischen Rahmen fallende Finale der Sinfonie offenbart Schostakowitschs doppelbödigen Humor: Dieser Schluss ist eine Parodie auf den autokratischen Hang zum Triumphalen, gut versteckt in opulenter Sinfonik. Subtilität war für Schostakowitsch mitunter überlebenswichtig.

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