Block F – Reihe 18 – Platz 31 & 32

Hektor Haarkötter ist Professor für Kommunikationswissenschaft und gibt seine langjährige Erfahrung als Journalist, Fernsehregisseur und Autor heute an der Hochschule Rhein-Sieg weiter. Als Wahlkölner schrieb er Sketche für die legendäre Stunksitzung im Karneval und tritt gelegentlich als Jazzpianist auf. Doch bei allem Termindruck: Der Dienstagabend ist bei seiner Frau Christel Barth und ihm fest für das Gürzenich-Orchester reserviert.

Herr Haarkötter, Frau Barth, es war uns ein besonderes Anliegen, Sie beide als Erste in dieser Rubrik vorzustellen. Sie haben durch ein Foto, das wir von Ihnen auf den sozialen Kanälen des Gürzenich-Orchesters gezeigt haben, ein wenig Prominenz bekommen. Das Bild wurde lebhaft diskutiert.

Christel Barth: Das war schon sehr speziell, das Bild entstand bei einem der ersten Konzerte nach dem Lockdown, die ja mit nur 100 oder 200 Gästen stattfanden. Die strengen Coronaregeln verlangten, dass wir auch als Ehepartner nicht nebeneinander sitzen durften. Wir waren einfach nur froh, dass endlich wieder so etwas wie kulturelles Leben stattfand und hoben sofort den Finger, als man wieder ins Konzert konnte. Wir haben es dann trotz der Distanz zwischen uns geschafft, uns nah zu sein.

Sie beide sind Abonnenten beim Gürzenich-Orchester. Wie lange haben Sie Ihr Abonnement bereits?

Hektor Haarkötter: Wir haben uns langsam rangetastet. Zunächst haben wir uns regelmäßig Einzelkarten gekauft. Dann hatten wir relativ lange das kleine Abonnement mit sechs Konzerten.

Christel Barth: Das war in Block M. Wir merkten, der Platz ist nicht ideal für uns, und dann haben wir ein Upgrade gemacht. Jetzt sitzen wir in Block F, Reihe 18.

Hektor Haarkötter: Für mich ist der Konzertbesuch immer wie ein Urlaubstag, und zwar ab Minute 1. Ich bin absolut tiefenentspannt, wenn ich in der Kölner Philharmonie sitze und das Orchester spielt. Das ersetzt für mich einen kompletten Tag in der Toskana oder in den Bergen. Je mehr man davon haben kann, umso besser. Solche kleinen Fluchten im Alltag sind extrem wertvoll.

Klappt das denn immer?

Hektor Haarkötter: Fast immer. Wir haben uns den Dienstag als unseren Kulturabend reserviert. Früher brauchten wir immer einen Babysitter, jetzt ist unser Sohn 14 und froh, wenn wir weg sind. Manchmal klappt es einfach partout aus beruflichen Gründen nicht, aber dann weine ich sehr.

Was hat Sie zum Gürzenich-Orchester gezogen?

Hektor Haarkötter: Ich bin in der Eifel aufgewachsen, wir sind aber mehrfach umgezogen und haben unter anderem in Bamberg gelebt. Da hatte ich ein Schülerabo bei den Bamberger Symphonikern und habe dadurch Orchestermusik kennengelernt, das habe ich sehr geliebt. Mein Vater war Berufsmusiker, von der Kirchenorgel über Jazz bis zu Unterhaltungsmusik, ein musikalischer Tausendsassa, da war ich also schon familiär vorgeprägt. Beruflich bedingt kamen meine Frau und ich in den 1990er-Jahren nach Köln. Hier hat man ein großes Angebot, das WDR Sinfonieorchester, die ganzen Gastspiele in der Philharmonie, und irgendwie sind wir beim Gürzenich-Orchester hängengeblieben. Es ist einfach ein großartiges Orchester.

Christel Barth: Und wir sind beide große Fans von François-Xavier Roth. Er hat einen sehr individuellen Zug in die Programmgestaltung gebracht und nimmt einen für die Musik durch seine charmante Art ein.

Das heißt, auch eine Uraufführung schreckt sie nicht ab?

Hektor Haarkötter: Im Gegenteil. Ich mag das gerne, gerade bei zeitgenössischen Kompositionen hat man neben dem akustischen auch das optische Vergnügen, das erleichtert den Zugang sehr: Wie interagieren die Musiker miteinander, was für Instrument sind dabei, was für Klänge entstehen dadurch?

Hören Sie auch zuhause klassische Musik?

Hektor Haarkötter: Ich bin ja Hochschullehrer und das heißt Schreibtischtäter, ich arbeite viele Stunden am Computer. Dabei läuft eigentlich immer Musik. Mit den Streamingdiensten heute kann man ganz leicht querbeet alles kennenlernen, etwa Interpretationen vergleichen. Sehr oft, wenn ich eine Solistin oder einen Solisten im Sinfoniekonzert kennengelernt habe, mache ich mich auf diese Art und Weise damit vertraut, was sie noch alles eingespielt haben an Kammermusik oder mit anderen Orchestern.

Und welche Komponisten mögen Sie besonders?

Hektor Haarkötter: Vielleicht die großen romantischen Komponisten wie Bruckner oder Mahler, einfach der ganz große Apparat, deswegen geht man doch in ein Sinfoniekonzert. Aber wir lassen uns gerne überraschen, deshalb sind wir ja Abonnenten.

Interview: Johannes Wunderlich

Für mich ist der Konzertbesuch immer wie ein Urlaubstag, und zwar ab Minute 1.

Hektor Haarkötter
scroll top