Graciane Finzi
»Soleil vert« (1984) Deutsche Erstaufführung
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 7 E-Dur (1881–83)
- Gürzenich-Orchester Köln
- François-Xavier Roth Dirigent und Moderation
- Einführung eine Stunde vor dem Konzert mit Marie König
Es könnte kaum unterschiedlicher beginnen. Hier ein Tremolo der Geigen im Pianissimo, aus dem ein Bogen in den Tönen des E-Dur-Akkords emporsteigt. Dort im Fortissimo ein Cluster von sechzig Streichern, hämmerndes Klavierostinato, ein pulsierender Aufschrei. Graciane Finzis Soleil Vert stößt uns mitten in den Verkehr, Anton Bruckners 7. Sinfonie scheint uns in liebliche Gefilde zu führen. Doch beides sind Auseinandersetzungen mit dem Ende: die Sinfonie des 57-jährigen Österreichers, 1884 sein erster wirklicher Erfolg, und das Werk, das hundert Jahre danach die in Casablanca geborene Französin schuf, 39 Jahre alt und fasziniert vom Science-Fiction-Film Soylent Green. Diese Endzeitvision hat Finzi nicht vertont, sie ist der ferne Spiegel einer komplexen und zerbrechlichen Welt, wie sie hier hörbar wird. Bruckner reagierte mit seiner Sinfonie auf Katastrophen, die ihn unmittelbar betrafen: der Brand des Wiener Ringtheaters mit 386 Toten und der Tod des zutiefst bewunderten Richard Wagner. Hintergründig programmatische Werke, in denen Künstler aus zwei Welten und Zeiten zu reifer Meisterschaft finden. Und François-Xavier Roth mit der lang erwarteten Fortsetzung seines Bruckner-Zyklus, der die Werke des österreichischen Sinfonikers mit Zeitgenossen konfrontiert. Um diese Hörerlebnisse mit den Konzertbesuchern zu teilen, wird François-Xavier Roth die Konzerte am 8./9. und 10. Dezember moderieren.