»Harold ist mein Held«
Antoine, welche Rolle spielt das Konzert »Harold en Italie« von Berlioz in Deinem Repertoire?
»Harold en Italie« ist eines der Hauptwerke für Viola, ein Meilenstein, der den Charakter unseres Instruments definiert. Deswegen ist das Stück für mich eine Art von Personalausweis geworden, der auch mich definiert, da ich das Stück sehr oft gespielt habe. Als Solist muss man »Harold« wie ein Schauspieler auf der Bühne als Charakter verkörpern. Ich genieße es stets aufs Neue, zu erkunden, wer er ist, wie seine Gefühle sind und was er erlebt – und ihn dadurch immer besser kennenzulernen!
Wie würdest Du die Rolle der Viola in diesem Konzert beschreiben?
Streckenweise brillant und virtuos, dann wieder begleitend. Die Viola verkörpert Harold, deswegen sollte man musikalisch das Stück als eine Schilderung von Harolds Charakter spielen: manchmal schüchtern oder erschrocken, manchmal selbstbewusst. Das Orchester begreife ich als eine Verkörperung Italiens, seiner Menschen und seiner Musiker, als Solist in der Rolle des Harold reagiere ich auf deren Stimmungen und Melodien. Der Bratschist muss also Solist, Kammermusiker und Orchestermusiker zugleich sein.
Welche Rolle spielt Musik in Deinem Leben?
Musik erlaubt mir, mich auszudrücken – und zwar vollständig und in jeder Hinsicht. Wenn ich spiele, fühle ich keine Scham, keine Blockierungen, keine inneren Zwänge, ich trage keinen Panzer, keine Maske, sondern fühle mich frei, alle Arten von Gefühl zu zeigen.
Antoine Tamestit ist Solist im Abokonzert 7 »Lebensträume« am 8./9./10. März 2020
Hector Berlioz: »Les Francs-Juges« Ouvertüre (1826)
Charles Ives: »Three Places in New England« (1914/29)
Hector Berlioz: »Harold en Italie« Sinfonie in vier Teilen mit obligater Viola (1834)
Antoine Tamestit Viola
Gürzenich-Orchester Köln
Sylvain Cambreling Dirigent