Vier Anwälte des Neuen
Das Quatuor DiotimaDer Name des Quartetts spiegelt die musikalische Doppel-Identität wider, der sich Yun-Peng Zhao (Violine), Léo Marillier (Violine), Franck Chevalier (Viola) und Alexis Descharmes (Violoncello) verpflichtet fühlen: Diotima – ursprünglich eine Frauengestalt aus der griechischen Antike – ist in Friedrich Hölderlins Roman Hyperion (1797) die Geliebte des Titelhelden. Ein Rückblick auf die Romantik also, zugleich aber auch ein Bezug zur Musik unserer Zeit: Eines der bedeutendsten Werke der Gegenwart für Streichquartett ist Luigi Nonos Komposition Fragmente - Stille. An Diotima (1979–80).
Dementsprechend ist das Quatuor Diotima herausragender Interpret des klassisch-romantischen Streichquartett-Repertoires, aber auch leidenschaftlich engagiert für die Musik der Gegenwart. In seinen Programmen ermöglicht es durch die Verschmelzung von klassischen mit zeitgenössischen Stücken einen neuen Blickwinkel auf Musik als Kunst jenseits von Zeit und Raum: Die vier Musiker lassen – so The Strad – »die Musikgeschichte wieder wie ein großes Experiment erscheinen.«
Das Quatuor Diotima arbeitete bereits mit den berühmtesten Komponist*innen unserer Tage zusammen, hat Pierre Boulez, Toshio Hosokawa, Miroslav Srnka, Alberto Posadas, Mauro Lanza, Gérard Pesson, Rebecca Saunders und Tristan Murail inspiriert oder mit Kompositionsaufträgen bedacht. Helmut Lachenmanns Tanzsuite mit Deutschlandlied (zu hören in den Konzerten vom 11.–13. Mai) gehört zu den Highlights im riesigen Repertoire des Ensembles. Weitere Schwerpunkte sind die Musik der Zweiten Wiener Schule (beim Gürzenich-Orchester erklingt in den Konzerten vom 22.–24. September Arnold Schönbergs orchestrale HändelAdaption mit solistischem Streichquartett) sowie die Streichquartette von Beethoven, Schubert, Bartók, Debussy, Ravel und Janáček. Mit Richard Strauss und Franz Schubert (9. Mai) zeigt das Quatuor Diotima in Köln weitere Facetten seiner beeindruckenden Vielseitigkeit.
Das Quatuor Diotima tritt regelmäßig in den renommiertesten Sälen und Konzertreihen der Welt auf. In Europa gastiert es in der Philharmonie de Paris, der Berliner Philharmonie, der Kölner Philharmonie oder der Elbphilharmonie Hamburg genauso wie im Wiener Konzerthaus, bei LuganoMusica, beim Círculo de Cámara Madrid oder dem Granada Festival. Auch in Japan, Taiwan und Südkorea ist das Quartett unterwegs und wird mit Uraufführungen bei den wichtigsten Festivals für zeitgenössische Musik wie Wien Modern, Huddersfield Contemporary Music Festival, IRCAM und Musica Strasbourg gefeiert.
Die umfangreiche, vielfach preisgekrönte Diskografie des Quatuor Diotima enthält u. a. die Aufnahme aller Streichquartette von Béla Bartók, die Interpretationen des Gesamtwerks für Streichquartett der Zweiten Wiener Schule sowie die endgültige Fassung des Livre pour quatuor von Pierre Boulez. Im Jahr 2016 brachte das Quartett die »Diotima Collection« heraus, die den Werken bedeutender Komponisten unserer Zeit gewidmet ist. Anlässlich des 100. Geburtstages von György Ligeti 2023 erschien ein dem Komponisten gewidmetes Album. »Das Quatuor Diotima meistert diese Herausforderung in einer nie zuvor gehörten Genauigkeit.« (The Guardian)